Freitag, 12. Juli 2013

Schreibwerkstatt - Meine Erfahrungen

Vor Kurzem habe ich mich auf der Seite "Schreibwerkstatt" angemeldet.
Eigentlich bin ich nur dank der Zeichen-zählen-Funktion auf die Seite aufmerksam geworden, doch ein Blick ins Forum hat mich überzeugt. Ich mochte die Idee, dass unabhängige Dritte den Autoren halfen, ihre Texte zu verbessern. Bevor man selbst einen Beitrag posten konnte, musste man aber erst andere kommentieren. Eine sinnvolle Idee und ich machte mich daran einige Beiträge zu lesen. Der Text von Evra hat mich richtig gefesselt und gerne habe ich ihr meine Rückmeldung da gelassen:


Hallo Evra,

zuerst einmal: Hut ab. 
Der Text ist schön flüssig geschrieben und für mich auch nachvollziehbar.
Ich war mal in der gleichen Situation und konnte mich daher richtig gut mit der Protagonistin identifizieren. Ich möchte wirklich wissen, wie es weiter geht (eine kleine Vermutung habe ich zwar schon, aber ich warte einfach mal ab). 
An dem Text selbst habe ich nichts auszusetzen, meine Vorgänger haben schließlich schon einige Tipps abgegeben. 
Nur eine Sache: warum wartet die Freundin im Auto, wenn sie doch gegenüber wohnt?

Ansonsten wünsche ich dir viel Erfolg.

Liebe Grüße

Ps. Die Sache mit dem "als". Ich finde es nicht schlimm, ein Buch so anfangen zu lassen. Hat mich jetzt nicht gestört. 
Aber als Alternative: Erst, als ihr Bruder nicht auf das Klopfen reagierte, holte sie den Zweitschlüssel hervor. Zum Glück trug sie ihn immer mit sich ....


Auch der Anfang von Knochensplitter war sehr viel versprechend. Mit fiel auf, dass der Autor seine Umgebung wundervoll beschreibt. Die Wortwahl war ausgezeichnet und mit Freuden hinterließ ich auch hier einen weiteren Kommentar.

Knochensplitter (Arbeitstitel) - Teil 1 [1/4] (10.07.2013, 21:37)

Also mir gefällt dieser "blumige" Stil sehr gut.
Doch ich würde aufpassen, mich nicht zu sehr in Details zu verlieren. Schnell kann das sehr anstrengend auf den Leser wirken und man verliert den Blick für das Wesentliche.
Wie du aber die Natur in Szene setzt, ist echt toll. Das kann nicht jeder.

Was mir aber nicht gefallen hat, war dieser Sprung, in dem du deine Figur vorstellst.
Du machst einen Absatz und fängst an, den Jäger zu beschreiben. Ich habe mich gefragt, wieso hier und an dieser Stelle? Es kam mir so vor, als hättest du beim Schreiben plötzlich gedacht: ach, ich muss noch schnell schreiben, wie der Kerl aussieht. 

Meiner Meinung nach, passt die Beschreibung nicht dorthin. Ich fände es besser, wenn du das beiläufig erwähnen würdest: der Wind strich durch sein rotes Haar / mit seinen blauen Augen suchte er nach Spuren ... Ich hoffe du weißt, worauf ich hinaus will.

Ansonsten kein schlechter Anfang ;)

Da ich nicht zu den geduldigsten Menschen auf der Welt gehöre, habe ich danach auch mein erstes Kapitel online gestellt. Bald schon hat es jemand kommentiert und die Kritik hat mir sehr geholfen. Auch, wenn sie schon sehr ausführlich war. Als Autor bekam ich kurz ein Gefühl der Unsicherheit. Kurz überlegte ich, das Kapitel komplett neu zu schreiben, aber das würde bedeuten, ich muss alles neu schreiben, damit es zum Rest passt. Panik durchströmte meine Adern, bis ich mich an die Worte meiner Coverdesignerin erinnerte: nicht jeder muss dein Buch lieben und man kann es nicht jedem Recht machen. 
Ich atmete tief durch, las mir den Kommentar noch einmal durch und entschied selbst, was ich verbessern möchte. Das Ergebnis konntet Ihr im vorherigen Beitrag lesen. Da ich etwas mit meinem Buch beschäftigt war - Korrektur lesen, Sätze umschreiben, kürzen, etc. - habe ich das Netzwerk erst wieder besucht, als ich eine E-Mail bekommen habe: jemand hat mir eine private Nachricht geschickt. Na dann wollen wir mal schnell antworten, die Nachricht an sich hat mir jedoch sauer aufgestoßen. Ich war wirklich getroffen, als ein Moderator mir erklärte, dass es meinen Kommentaren an Ausführlichkeit fehlte und sie deswegen gelöscht werden, ein kleiner Auszug:

Für einfache Zustimmung oder Bewertung der Werke gibt es den Lobeshymnenthread. Die Kommentare sind für ausführliche Reaktionen gedacht. Man soll dem Autor mitteilen, wie und warum das Werk auf einen gewirkt hat, am besten mit Zitaten, Hilfestellungen oder Verbesserungsvorschläge - eben alles, was dem Autor wirklich weiter hilft, sich zu verbessern.

Verinnerliche bitte noch einmal die 3 goldenen Regeln, denen du bei deiner Registrierung zugestimmt hast:

  • Höflichkeit: Höflichkeit ist die 1. Regel bei der Kommunikation. Egal wie sehr dir etwas gegen den Strich geht, egal wie wenig dir etwas gefällt, egal wie hart eine Kritik auch klingen mag, es gibt keinen Grund ausfallend zu werden. Schließlich kann im Eifer des Gefechts ein unbedachter Satz schnell beleidigend wirken. Deshalb frag einfach freundlich nach wie es wirklich gemeint war. Beleidigungen, persönliche Angriffe, Verspottung etc. werden auf Schreibwerkstatt.de nicht geduldet.
  • Konstruktivität: Alle deine Kommentare müssen konstruktiv sein, egal ob sie positiv oder negativ ausfallen. Wir alle wollen hier etwas lernen, und andere Mitglieder in diesem Vorhaben unterstützen. Genau aus diesem Grund werden Kommentare wie "Super!" oder "Einfach nur langweilig" auch kommentarlos gelöscht. Sie helfen niemandem weiter, egal wie treffend oder ehrlich sie gemeint sind. Es sollte also mindestens ein "Warum" oder "deshalb" in jedem deiner Kommentare vorkommen. Falls nicht, sind unsere Moderatoren angehalten sie zu löschen.
  • Ausführlichkeit: Begründe deine Meinung, belege sie mit Zitaten und gib deinem Gegenüber somit die Möglichkeit es beim nächsten Mal noch besser zu machen. Mit anderen Worten: Gib dir so viel Mühe wie du gerne hättest, dass die Anderen sich Mühe mit ihren Kommentaren für deine Werke geben.
Ein Lobeshymnenthread? Ich schreibe doch keine Hymnen auf die Bücher, wenn jemand etwas gut gemacht hat, sage ich das auch. Außerdem gehört es zu den Regeln der konstruktiven Kritik dem Betroffenen auch aufzuzählen, was er gut gemacht hat. Wie würde man sich den fühlen, wenn man andauernd nur einen auf den Deckel bekommt? 
Ausführlichkeit? Damit habe ich kein Problem, doch wenn meine Vorgänger die wichtigsten Punkte schon erläutert haben, sehe ich keine Notwendigkeit das Gesagte bzw. Geschriebene zu wiederholen. So, wie ich das sehe, wird man dadurch aufgefordert, den Text zu zerpflücken, das hilft aber niemanden. Für mich ist es wichtig, dass die Geschichte in sich stimmig ist, frei von Rechtschreibfehlern (doch kleine kann auch ich verzeihen, ich weiß, dass es schwierig ist, in seinem eigenen Text die Dinge zu korrigieren. Man übersieht Einiges, weil man weiß, was da stehen soll. Das kann halt vorkommen, wenn kein Verlag mit professionellen Korrektorat/Lektorat hinter einem stehen) und das Wichtigste: sie muss mich fesseln. Das schafft man jedoch nur mit seinem eigenen Stil und den muss man einfach finden bzw. ausbauen. Die Texte, die ich kommentiert habe, unterscheiden sich vom Schreibstil wirklich sehr voneinander, doch trotzdem habe ich beide sehr gerne gelesen. Für mich waren sie schon sehr gut und ich habe mich absichtlich darauf konzentriert, nur das Wesentliche aufzuzeigen. Wenn ich ein Buch lese, analysiere ich es schließlich auch nicht, der Text muss einfach zur Geschichte und zum Autor passen. 

Auch ein Blick in die FAQs ließ mich schlucken. So viel Text, so viele Regeln:
Wie überarbeite ich ein Werk, wie antworte ich auf ein Thema, etc?
Es sind wirklich die ausführlichsten FAQs, die ich je gesehen habe und ich bin mir sicher, dass man dort immer fündig wird, aber mich hat es zuerst erschlagen. Die Seite ist wirklich eine sehr nette Idee und ich ziehe wirklich den Hut vor den Betreibern, dass sie sich so viel Mühe geben, aber für mich ist es nichts. Ich weigere mich einfach Texte zu zerpflücken. Obwohl jede Kritik helfen soll, ist es immer ein harter Schlag solche zu lesen. Schließlich sind meine Texte, wie Kinder für mich. Ich habe mir viel Mühe mit ihnen gegeben und bin Stolz auf sie. Kritik tut immer weh, auch wenn sie hilft. Aber meiner Meinung nach ist es keinem geholfen, wie im Deutschunterricht die Werke zu analysieren. 

So, viel Text, aber ich brauchte gerade etwas, um mir Luft zu machen.
Natürlich gibt es bestimmt Menschen, die von dem Prinzip total begeistert sind, können sie auch sein. Ich sag ja  auch nur, dass es für mich nichts ist. Deshalb werde ich die Seite zu verlassen. 

1 Kommentare:

Test hat gesagt…

Huhu!
Das mit den FAQ's und der Ausführlichkeit würde mich auch aufregen. Wenn doch schon alles genannt wurde, dann kann man ja immerhin noch loben! In der Schule ist es doch auch nicht anders. Gottogottogott ._.
Ich hatte auch einmal überlegt, mich dort anzumelden, aber dank dir, habe ich es mir anders überlegt! Schöner Post :)

Anscheinend schreibst und liest du sehr gerne, deshalb würde ich mich freuen, wenn du mal auf unserem "Schreibportal" vorbeischauen würdest und vielleicht sogar Leser wirst. Dort können andere (ohne Anmeldung oder so etwas) ihre Texte posten und von anderen kommentieren lassen. Solche komischen Regeln gibt's da auch nicht, außer vielleicht nett und sachlich zu bleiben ;)

http://www.schreibportal.blogspot.de/

Alles Liebe,
Daisy

Kommentar veröffentlichen

Jeder hat eine Meinung. Wie sieht deine aus?